Es klingelte an der Tür - Ein Fall für Nero Wolfe
In „Es klingelte an der Tür“ bekommt es Privatdetektiv Nero Wolfe mit niemand anderem als dem FBI zu tun. Ausgangspunkt ist dabei die reiche Exzentrikerin Rachel Bruner, die sich selbst das FBI auf den Hals hetzte, in dem sie 10.000 Exemplare eines Enthüllungsbuchs über den amerikanischen Geheimdienst an allerlei bedeutende und unbedeutende Personen geschickt hat. Dem FBI hat das natürlich überhaupt nicht geschmeckt, sodass Frau Brunner seitdem auf Schritt und Tritt überwacht wird. Deshalb bittet sie den Privatdetektiv Nero Wolfe darum, dem ganzen Spuk ein Ende zu bereiten. Eigentlich ein unmögliches Unterfangen, legt man sich doch mit einer Organisation an, die über nahezu unbegrenzte finanzielle und personelle Ressourcen verfügt. Doch Wolfe nimmt den Auftrag dennoch an, nun heißt es Nero Wolfe gegen niemand geringen als J. Edgar Hoover ...
Es klingelt an der Tür ist die deutsche Neuübersetzung der amerikanischen Originalausgabe „The Doorbell Rang“, die bereits im Jahr 1965 erschienen ist. Bisher war der Roman unter dem Titel „Per Adresse Mörder X“ in Deutschland erschienen, ehe sich Conny Lösch mit „Es klingelte an der Tür“ an eine Neuübersetzung gewagt hat, die 2017 im Klett-Cotta Verlag erschienen ist.
Hoover war übrigens noch im Amt als Autor Rex Stout sich die Geschichte ausdachte. Der erste Direktor des FBIs hatte schon damals alles andere als einen guten Ruf, sodass der teilweise sehr scharfe Ton gegen ihn und seine Institution nicht überrascht. Erzählt wird die Geschichte, wie jede andere Nero Wolfe Geschichte auch, aus der Sicht seines treuen Assistenten Archie Goodwin. Wie auch Hercule Poirot verlässt sich Nero Wolfe nämlich auf seine grauen Zellen und verlässt nur sehr selten das eigene Haus. Nötige Nachforschungen überlässt er Goodwin, der ihm seine Beobachtungen anschließend haargenau schildert.
Wer bisher noch keinen anderen Nero Wolfe-Roman gelesen hat, der braucht etwas um in die oben genannte Konstellation hineinzufinden. Alle anderen werden auch in „Es klingelte an der Tür“ die bekannten Elemente und Personen wiederfinden, sei es Wolfes Haus unweit des New Yorker East River und dem Orchideengarten oder dem Koch Fritz, der den Keller bewohnt.
Auch wenn sich die Methoden des FBI inzwischen sehr geändert haben, ist die Thematik der Überwachung durch die jüngsten Snowden-Enthüllungen wieder brandaktuell. Wie entgeht man der lückenlosen Überwachung und wann nimmt man sie vielleicht sogar mit Absicht in Kauf?
Die ersten Kapitel des Buchs sind ziemlich fordernd, da bei fehlenden Vorkenntnissen Personen eingeführt werden, die erst später eine Rolle spielen. Nach und nach ergeben sich aber die verschiedenen Handlungsstränge und man fiebert mit Wolfe mit, wie er wohl den Kampf gegen das mächtige FBI gewinnen wird. Und auch obwohl es keine große Action-Szenen gibt, bleibt die Spannung dennoch über das ganze Buch erhalten.
Fazit: Ein guter Einstieg für alle, die bisher noch nicht mit Nero Wolfe in Kontakt gekommen sind. Detektivliteratur vom Feinsten, zu einem damaligen brandaktuellen Thema das heute zunehmend an Brisanz gewinnt.
Eine Leseprobe findet man hier bei Klett-Cotta (PDF).
Veröffentlicht am 09.04.2017